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Deutschland wählt – aber was bloss?

September 26, 2009

Die Umfragen sagen: Schwarz-Gelb (eine Koalition aus CDU/CSU und FDP) bekommt keine 50% der Wählerstimmen, die in Deutschland nötig sind, um die Regierung zu stellen. Für eine Rot-Grün-Regierung (eine Koalition aus SPD und Bündnis90/die Grünen) wird es aller Vorraussage nach noch viel weniger reichen. Die Linken sind bäh wegen ihrer SED-PDS-DDR-Diktatur-Vergangenheit und weil den Ex-SPD-Kanzlerkandidaten Lafontaine keiner seiner Ex-Genossen leiden kann, und jedenfalls will mit denen sowieso keiner spielen. Die Piraten sind zwar lustig , werden aber wie Esoteriker, Nazis, Tierschützer, Kommunisten und Rentnerpartei an der 5%-Hürde schieitern, und jede Stimme für die Piratenpartei ist deshalb unter dem Strich eine verschenkte Stimme.

Also wen soll man nun eigentlich wählen?

Die CDU zeichnet sich hauptsächlich durch einen energischen Verzicht auf Inhalte und Profil aus. Ihre Botschaft heisst hauptsächlich
Angela Merkel.

Die SPD hält es, was Profil und Programm angeht, ähnlich wie ihr grosser Koalitionsbruder, mit dem Unterschied, dass ihr eine Merkel mangelt. Die SPD hat dafür den Dings, und der bedauerlicherweise die Ausstrahlung eines rostigen Wassereimers.

Dann gibt es da noch die FDP, die sich als Steuersenkungs- und Bildungspartei geriert. Nur. Steuersenkungen für wen? Für Spitzenverdiener und Einkommensmillionäre. Die sollen fast 20 Prozent weniger zahlen. Dafür müssen natürlich andere mehr zahlen, logisch, denn wir haben Krise und galloppierenden Steuerschwund in den Kommunen. (Einige Prolitiker von Wunschkoalitionspartner CDU hatten sich ja bereits etwas verschämt mit neuen Mehrwertsteuererhöhungsvorschlägen aus der Deckung gewagt, wurden aber sehr schnell wieder zurückgepfiffen, weil dafür den Ärmsten am stärksten in die Tasche zu greifen, das tönte sogar der Angie zu fies. Jedenfalls vor der Wahl.) Und die Bildung? Da will die FDP z.B. die besten 10% Studenten eines Jahrgangs mit Stipendien fördern. Heisst deutlicher gesagt: 90% des Studienjahrgangs gucken in die Röhre. Man will halt die junge Elite, die Entscheider, die Leistungs- und Anzugträger von morgen statt zu mehr Teamfähigkeit lieber zu mehr Ellenbogenmentalität erziehen. Wer hilft da noch einem Mitstudenten, wenn der einem dann das Stipendium wegschnappt? „Leistungsgedanke“ nennt sich das dann bei der FDP. Ich schreibe das so ausführlich, weil das bildlich steht für die Gesellschaft, die sich die NeoLiberalen im Ganzen wünschen.

Die Grünen versuchen mit Umwelt, Frauen und sozialer Gerechtigkeit zu punkten. Was im Prinzip ja eine super Idee ist, nur dass das inzwischen fast alle anderen von den Erfindern abgeschrieben haben und es für „Umwelt“ leider kein Trademark mehr gibt. Und dass die Grünen mittlerweile in manchen Bundesländern arg mit den Schwarzen kuscheln, kommt bei grossen Teilen der Stammwählerschaft auch nur bedingt gut an.

Die Linken haben auch ganz tolle Ideen: Reichtum für alle! Arbeitslosigkeit für keinen! aber wie genau die Populisten das umsetzen wollen, das weiss keiner so genau, und das braucht eigentlich auch keiner zu wissen, weil mit denen redet ja wiegesagt sowieso keiner.

Wen soll man also wählen? Ganz ehrlich: Ich weiss es selber noch nicht.

Vielleicht sollte man es so machen wie der Tübinger Kolumnist Wolfgang Kirschner? Das Kondensstreifen-Orakel